Golanhöhen

Am Tag der 8 unserer Reise fuhren wir in die Golanhöhen. Meine Erwartungen waren ehrlich gesagt, dass wir ein kleines Krisengebiet besuchen würden, welches von den Konflikten gezeichnet ist. Das dem nicht so ist, würde ich noch an diesem Tag erfahren…

Unsere erste Zwischenstation war der Berg Bental, ein erloschener Vulkan, auf dessen Aussichtsplattform wir kurz Halt machten, um von Avi, der uns den ganzen Tag begleitete, ein kleines Sicherheitsbriefing zu erhalten. Die Aussicht war tatsächlich ziemlich spannend, und das nicht nur landschaftlich. Während wir im Rücken den Berg hatten, auf dessen Gipfel sich (vermutlich?) eine israelische Abhörstation befand, schauten wir auf ein Plateau hinab, dessen Gebiet nicht eindeutig Syrien oder Israel zuzuordnen ist (Pufferzzone) und weiter in Richtung Horizont in Syrien überging. Uns wurde bewusst, dass das Gebiet des syrischen Bürgerkrieges und die bekannte Stadt Damaskus überhaupt nicht so weit weg waren und quasi in Sichtweite liegen. Auch sahen wir auf das Camp Ziouani, was keine 1,5 Kilometer von uns entfernt lag. Das Camp ist ein militärisch genutztes Camp der Vereinten Nationen. Im Nachhinein erfuhr ich im Internet, dass die Vereinten Nationen mit der UNDOF (United Nations Disengagement Observer Force) hier ein zwischen Syrien und Israel als „Entflechtungsabkommen“ bezeichnetes beschlossenes Abkommen überwacht, und dies eine der am längsten andauernden Missionen der UN ist.

Unser eigentliches Ziel war das Dorf Majdal Shams. Ich empfehle euch auf einem Kartendienst eurer Wahl nach diesem Ort zu suchen, um einordnen zu können, wo uns unsere Reise geografisch hinführte. In Majdal Shams lernten wir Drusische Einheimische kennen und erfuhren zum einen viel über die Arbeits- und Lebensbedingungen als Minderheit in Israel. Spannend fand ich zu hören, wie die drusische Bevölkerung die Beziehungen zu Syrien sehen und wahrnehmen, aber auch ihr Bekennen zum Staat Israel, ohne die Staatsangehörigkeit annehmen zu wollen, was hier Gang und Gebe war. Der Austausch mit der drusischen Gemeinde hat mich persönlich sehr inspiriert. Wir schlossen unseren Ausflug in Majdal Shams ab, indem wir uns der syrischen Grenze näherten. Wir hörten uns an, wie insbesondere früher Nachrichten zwischen den auf der syrischen Seite und der israelischen Seite lebenden Menschen ausgetauscht wurden: Durch Rufen! Ganz einfach. Auf den Grenzzaun zu schauen und zu wissen, dass hinter diesem Zaun uns eine komplett andere Welt erwarten würde, löste in mir ein ziemlich ungewohntes, unbeschreibliches Gefühl aus.

Unser Ausflug in die Golanhöhen war aber noch lange nicht zu Ende, und wir wollten ja als Gewerkschafter:innen noch einen lokalen typischen Betrieb kennenlernen, und etwas über die gewerkschaftliche und innerbetriebliche Interessensvertretung in Israel erfahren. Wer mir auf Instagram folgt und die Story sah, weiß was jetzt kommt: Wir besuchten eine Weinkellerei in den Golanhöhen. Dort erhielten wir eine Führung, erfuhren von den Mitarbeitenden einige spannende Sachen insbesondere über Tarifverträge in Israel und wurden auch zu einem Weintasting eingeladen. Danach sollte der Weinshop natürlich auch um einige Flaschen leerer werden…

Nachdem wir anschließend noch (recht angeheitert) Halt bei einer Ölpresse gemacht haben, wo so ganz eigene Geschichten passierten, die lieber in Israel bleiben, fuhren wir zurück nach Tiberias und machten es uns bei Pizza und Bier im Hotel gemütlich…

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