Am Tag 7 unserer Reise fuhren wir nach Tiberias im Norden Israels. Die Region Kinneret ist die unsere Partnerregion für unsere sächsische Delegation. Das heißt, dass wir nächstes Jahr uns auch darauf freuen dürfen, junge Gewerkschafter:innen aus dieser Region in Sachsen begrüßen zu dürfen.
Auf der Fahrt in den Norden machte ich mir schon ein paar Gedanken über meine Erwartungen, die ich an diese Region hatte. Ich beschäftige mich schon einige Zeit lang mit Israel, seiner Geschichte und den Regionen. Was wusste ich über das Gebiet wo wir hinfahren? Zunächst war mir bewusst, dass dieses Gebiet, insbesondere die Golanhöhen, auch in jüngster Geschichte Schauplatz von komplexen Auseinandersetzungen war. Zum einen liegen (bewaffnete) Konflikte mit Jordanien zurück, die durch einen Friedensvertrag in den 90ern beendet worden. Weiterhin gibt und gab es Spannungen mit Syrien, insbesondere im Gebiet der Golanhöhen, welche von Israel annektiert worden. Und weiterhin wusste ich auch von Raketenangriffen von Terrorganisationen, welche auch die Stadt Tiberias trafen, in der wir uns die meiste Zeit aufhalten würden. Ich muss zugeben, dass ich insbesondere diese Dinge im Kopf hatte, und an den Ruf, dass der beste Wein der Welt aus der Region kommen soll, wenig Gedanken verlor. Im Vorbereitungsseminar für die Delegationsreise lernte ich, dass die Minderheit der Drusen in dieser Region ihr Domizil hat.
Auf der Reise nach Tiberias wurde meine nicht vorhandene Bibelkunde noch ein wenig erweitert. Unser Guide Ori erzählte uns, dass der an Tiberias gelegene See Genezareth der See war, über dessen Wasser Jesu lief.
Wir kamen nach einiger Zeit in Tiberias an, und worden dort von einer großen Delegation der Histatrud in Empfang genommen. Wir tauschten uns über verschiedenste Themen aus, darunter die militärischen Konflikte in der Region, die betriebliche Mitbestimmung, Feminismus und das Wirken der Histatrud vor Ort.
Nachdem wir anschließend im Hotel unsere Sachen niederlegten und ankamen, ging unsere Entdeckungsreise auch schon bald weiter. Wir fuhren an den Stadtrand von Tiberias und lernten dort in einem restaurierten Kibuz die Kibuzbewegung in der Region näher kennen. Ich persönlich war schon ziemlich von der schon fast als sozialistisch zu bezeichnenden Bewegung beeindruckt und fragte mich selbst, ob ein Leben in einem Kibuz mit meinem Idealen vereinbar wäre…
Inzwischen war es draußen auch schon dunkel geworden, und wir schauten auf den See Genezareth, wo das Mondlicht sich sehr idyllisch spiegelte, doch Zeit zum Verweilen blieb uns nicht, da wir schnell weiter mussten, um unseren nächsten Programmpunkt nicht zu verpassen.
Der nächste Programmpunkt wurde uns als „Room of Piece“ vorgestellt, der historisch wohl eine große Bedeutung innehat. Wir wurden in ein Gebäudekomplex geführt, und einem Besprechungsraum mit einem großen symmetrischen an dem wir auch Platz nehmen durften. Wir erfuhren sodann, dass der Ort an dem wir uns befinden, ja selbst der Tisch an dem wir saßen, der Ort der Unterzeichnung des israelisch-jordanischen Friedensvertrags war. Ich hatte nur den Gedanken „Wow“ im Kopf. Wir hörten von Avi, dem Vorsitzenden der Histadrut-Region fiel über den Konflikt, über die Zeit nach dem Friedensvertrag und den Beziehungen zwischen Jordanien – dem zweiten arabischen Land nach Ägypten, welches Frieden mit Israel schloss.
Nach dem Abendessen in einem lokalen Restaurant verzogen wir uns zurück ins Hotel. Ich verschwand ziemlich schnell auf dem Zimmer, weil ich wieder ziemlich K.O. war und Energie für den nächsten Tag tanken musste…